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Neues aus der Niederung von Hans-Dieter Lichtner 06.01.2023

Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt, um einmal Bilanz zu ziehen, was dieses Jahr in der Bückeburger Niederung los war. Ein Fazit vorweg: Es sieht nicht gut aus! Insbesondere die Trockenheit dieses Jahres – und ja auch der Vorjahre – führte dazu, dass insbesondere die hoch gefährdeten feuchtlandgebundenen Arten verschwunden oder sehr selten geworden sind.

Arten wie die vom Aussterben bedrohten Bekassinen, Wachtelkönige und Knäkenten sind keine Brutvögel mehr, ebenso die seltene Wasserralle und das Tüpfelsumpfhuhn. Deutlich abgenommen haben der Feldschwirl (4 Bruten; 2005: 16 Bruten) und der Kiebitz (6 Bruten; 2000: 12 Bruten). Erschreckend selten geworden sind auch typische arten der offenen Landschaft wie der Feldsperling (9 Bruten; 2012: 43 Bruten!), die Goldammer (28 Bruten; 2000: 43 Bruten), die Feldlerche (6 Bruten; 1990: 27 Bruten) und das Rebhuhn (1 Brut; 2005: 5 Bruten).

Aber auch Erfreuliches ist zu berichten: So hat sich der Bestand der Weißstörche, die in der Niederung ihre Nahrung suchen, in den letzten Jahren erheblich erhöht. Dieses Jahr waren sogar das erste Mal in der Niederung selbst Baumbruten zu beobachten, die aber leider – wie viele andere Bruten in der Nachbarschaft – wohl ohne Nachwuchs blieben. Es ist zu vermuten, dass trockenheitsbedingter Nahrungsmangel dabei eine entscheidende Rolle spielt. Auffällig ist auch, dass der übliche Storchenzug im Herbst (in den Vorjahren zum Teil über 80 Störche) praktisch ausblieb. Vermutlich waren auch auf den frisch gepflügten Feldern keine Regenwürmer mehr zu finden, die sich wohl aufgrund der Trockenheit in noch tiefere Schichten zurückgezogen haben. Damit fehlte die für den Sommer und Herbst so wichtige Nahrungsgrundlage.

Auf der erfreulichen Seite der Bilanz stehen auch die Nachtigall (17 Bruten; 2000: 11 Bruten) und der Neuntöter (5 Bruten; 2010: 1 Brut), die als Insektenfresser wohl von den warmen Sommern profitierten, die wiederum die Insektenpopulation ansteigen ließ. Ebenso erfreulich ist, dass nach einer 4jährigen Pause wieder ein Baumfalkenpaar ansässig war.
Wie schon im Vorjahr hielt sich ein Kranichpaar in der Niederung auf, ohne allerdings – wohl auch trockenheitsbedingt – zur Brut zu schreiten. Es bekam immer wieder Gesellschaft von einem zweiten Kranichpaar, das wohl aus dem Schaumburger Wald kam und ab Spätsommer einen Jungvogel mit sich führte.
Eine schöne Überraschung war auch das Auftauchen eines Bibers an der Aue; vor allem seine charakteristischen Baumfällungen zeugten von seiner Gegenwart.

Insgesamt bleibt aber ein bedenkliches Bild, da das Artensterben in Deutschland gerade die feuchtlandgebundenen Arten wie Watvögel und Rallen betrifft, für die die Niederung in den ersten Jahren nach der Einpolderung des Mittleren Bruchs im Jahr 2012 ein Refugium darstellte, nun aber durch die niedrigen Wasserstände vor allem im Frühsommer diese wichtige Schutzfunktion nicht mehr erfüllen kann.
Bleibt zu hoffen, dass sich im Naturschutzgebiet geeignete Maßnahmen finden lassen, die den Feuchtlandcharakter unterstützen können und damit die landesweite Bedeutung des Naturschutzgebietes “Bückeburger Niederung” sichern kann.

Hans Dieter Lichtner

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